Von Hans Lüttmann
EMSDETTEN. Dreimann, so heißt die Band nun mal, obwohl auch zwei Frauen mitmusizieren. Aber Dreimannzweifrau wäre wohl auch zu sperrig – und albern obendrein.
Ein Mann, Bandgründer Peer Christian Stuwe, und eine Frau, Sängerin Heide Bertram, von Dreimann hatten jetzt ein wenig Zeit für ein Interview, in dem nicht nur banale Nettigkeiten ausgetauscht wurden, wie das in Künstlerkreisen ja viel zu häufig gepflegt wird. Anlass des Gesprächs ist die dritte Dreimann-CD „Im Norden kein Schnee“, die am 24. November in Stroetmanns Fabrik vorgestellt (die Künstler sagen „released“) wird.
Also, Peer Christian Stuwe, Sie sind Bandgründer, schreiben die Texte, erfinden die dazu passenden Melodien – haben die Mitspieler, außer mitzuspielen, auch noch was zu sagen, wenn es zum Beispiel um die neue Dreimann-CD geht?
Peer Christian Stuwe: Selbstredend haben sie, müssen sie sogar, denn ich komme ja nicht mit fertigen Arrangements um die Ecke. Kann ich auch gar nicht, weil ich des Notenlesens und also -schreibens, nicht mächtig bin.
Wie bringen Sie denn dann Ihre Melodievorschläge den Band-mitgliedern bei?
Peer Christian Stuwe: Dank moderner Technik; ich schreibe die Melodien nicht auf, ich singe sie auf mein Aufnahmegerät und spiele es den anderen vor.
Heide Bertram: Und dann wird im gemeinsamen kreativen Miteinander eine Komposition daraus. Die Texte, stimmt doch, Peer? Die Texte sind gesetzt, aber die Musik entwickelt sich aus Peers Idee. Ich schreibe zwar auch, bin aber kein Singer-Songwriter, meine Stücke möchte ich eher nicht singen, das sollen andere mal machen.
Peer Christian Stuwe: Ein schönes Beispiel ist die Nummer 10 auf der CD, das Herbstlied. Zuerst war es ein Herbst-Boogie, dann ein Herbst-Blues, aber jetzt ist daraus ein Herbst-Reggae geworden.
Nach „3mal 3 Gesänge“ und „Das Dutzend voll“ ist dies die dritte CD einer Band, die aber in immer wechselnden Besetzungen spielt. Wie viel Ursprungs- Dreimann steckt denn noch in dem neuen Album?
Peer Christian Stuwe: Abgesehen davon, dass sich die Band musikalisch enorm entwickelt hat, hört man auch bei dieser CD einen gewissen Stil heraus, der sich im Laufe der Zeit gebildet hat. Tief in meiner Seele, hier darf ich mich ja mal outen, bin ich ja Romantiker. Und ich habe schon früh davon geträumt, eine Garagenband zu haben mit einem unverwechselbaren Sound. Mit der Garage hat das zwar nicht hingehauen, aber ein gewisser Dreimann-Stil ist unverkennbar, wie ich meine.
Heide Bertram: Auf die Frage von eben möchte ich noch ergänzen, dass wir mit Jürgen und nun endlich einem Schlagzeug erst eine komplette Band geworden sind.
Worum geht es denn inhaltlich bei der neuen CD?
Peer Christian Stuwe: Wie bei den Vorgängern um neue deutsche Lyrik auf der Höhe der Zeit. Da gibt es wieder Balladen, hintersinnige, ironische und absurde Texte.
14 Lieder auf einer CD, eine Laufzeit von mehr als 70 Minuten – da kommen andere mit weit weniger Zeit und Titeln aus.
Peer Christian Stuwe: Wir hätten auch drei oder vier CDs machen können, aber mehr ging auf diese nicht drauf.
Heide Bertram: Der Peer hat ja nicht nur diese 14 Lieder in der Schublade, Hunderte hat er da.
Die CD, das merkt man sofort, wenn man sie in die Hand nimmt, ist ziemlich aufwendig produziert worden: Schickes Design, Pappe statt Plastik und dazu noch ein opulent gestaltetes Booklet – warum dieser Aufwand?
Peer Christian Stuwe: Als bildender Künstler bin ich ja auch ein eher haptisch orientierterMensch. Oder ganz anders gesagt: Angesichts aller möglichen Internetangebote muss man ja sagen, dass die CD eigentlich tot ist, die Leute streamen ja nur noch. Da wollten wir ein auch äußerlich schönes Produkt, das gut aussieht – danke, Kai Schenk, für die wieder gelungene, tolle optische Gestaltung – das sich gut anfühlt …
Heide Bertram: … und vor allem auch gut anhört. Aber das, was Peer da gerade beschrieben hat, ist ja so ähnlich wie auch bei Büchern: Im E-Book steht zwar dieselbe Geschichte, aber ein richtiges Buch in der Hand zu halten, ist ja etwas ganz anderes.
Oder eine Zeitung …
Heide Bertram: Wir haben sogar überlegt, statt einer CD eine schöne Vinyl-Schallplatte zu machen, aber das hat sich dann zerschlagen.
Dreimann ist ja, ebenso wie ihr Gründer, eigentlich in Saerbeck zu Hause; Emsdettener spielen zwar auch mit, aber warum releasen Sie – ich lerne dazu – warum releasen Sie die CD in Emsdetten und nicht in Saerbeck?
Heide Bertram: Da gibt es nun mal diesen wunderschönen Lichthof, und die paar Kilometer von Saerbeck bis nach Emsdetten sollten Saerbecker ja wohl nicht hindern, Dreimann wieder mal live zu erleben.
Peer Christian Stuwe: Wir sind zwar keine Tournee-Band, aber übers Jahr gibt es schon noch einige Gelegenheit, Dreimann zu erleben: Wir spielen im Januar in Bentlage, im März in Vreden, dann noch im Theater-Café in Münster, und zum Neujahrsempfang der Emsdettener SPD spielen wir auch.
Na, dann wünsche ich alles Gute für die Release-Party am 24. – gerne ohne Schnee.
Die Band Dreimann stellt am 24. November ihre neue CD in Emsdetten vor.